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Karsten I. W. Kunert  

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"Von Angebot - Verfahrene Debatte um Kunst heute"



Eisenach. Auf wenig Zustimmung selbst unter ihren eigenen Genossen stießen etliche Aussagen, mit denen sich die gescheiterte Bundespräsidentenkandidatin der Linken, Luc Jochimsen, bei einer Podiumsdiskussion im Kunst Pavillon hervortat. Insbesondere ihre Forderung nach einem Verbot von unliebsamer, ihrer Meinung nach zu Jugendgewalt aufrufender Werbung und damit quasi der Wiedereinführung der DDR-Kunstzensur zeugt von mangelndem Fingerspitzengefühl.

"Panta Rhei" "Alles fließt": Unter diesem Motto hätte der Debattierclub auf der sich langsam, aber kontinuierlich bewegenden Drehscheibe des früheren AWE-Pavillons eigentlich stehen und sich mit der Frage nach "Künstlern in der Krise" befassen sollen. Dazu hatten Bundestagsmitglied Luc Jochimsen und Landtagsabgeordnete Katja Wolf mit Friederike Bußejahn und Walter Sachs beide aus Weimar , Karsten I.W. Kunert aus Erfurt sowie dem Lokalmatadoren Peter Schäfer vier Künstler eingeladen, die über ihre Erfahrungen berichten und Forderungen an die Politik artikulieren sollten.
Nach schleppendem Beginn verlief die zweistündige Diskussion bald gänzlich im Sand nicht zuletzt, weil Luc Jochimsen immer wieder versuchte, die Gesprächsrunde zur Selbstpositionierung zu nutzen, dabei aber deutlich ins Schwimmen kam, obwohl sie als kulturpolitische Sprecherin der Linken die Materie eigentlich kennen müsste. Insbesondere die intelligenten, teils bissigen Beiträge des renommierten Bildhauers und Malers Karsten Kunert wirkten da wie goldene Sonnenstrahlen in tiefdunkler Nacht, schien er doch der einzige Podiumsteilnehmer zu sein, der wirklich etwas zum Thema zu sagen hatte.
Ein ums andere Mal verwies Kunert auf die Mechanismen von Angebot und Nachfrage, die von der Politik kaum beeinflusst werden könnten. "Wer für den Markt arbeitet, der wird auch belohnt", erklärte er mit Seitenhieb auf den Leipziger Maler Neo Rauch, der immer wieder als Inbegriff des international erfolgreichen, allerdings geldgierigen und opportunistischen Künstlers durch die Diskussion waberte.

Auch an den Galeristen des Freistaates ließ er kein gutes Haar: "Schauen Sie sich mal an, was bei uns für Kunst ausgestellt wird", forderte er die Diskussionsteilnehmer und die knapp 80 Zuhörer auf. "Da lach ich mich kaputt!" Peter Schäfer verwies auf die Umsatz- und Nachfrageeinbrüche seiner Galerie in den Jahren der Wirtschaftskrise und stellte die Frage in den Raum: "Wenn es nicht mehr möglich ist, Kunstprojekte zu finanzieren, wie soll ich dann frei arbeiten?"

Während Walter Sachs, der schon zu DDR-Zeiten freiberuflich arbeiten konnte, ein Loblied auf die ostdeutsche Kulturlandschaft vor der Wende anstimmte, weil er damals größere künstlerische Freiheit genießen durfte als heute, trat Friederike Bußejahn außer mit der Forderung nach einer Galerieabgabe kaum nennenswert in Erscheinung.
Mit der Freigabe des Mikrophons für das Publikum entglitt die Diskussion ganz. Schon der erste Beitrag eines Zuhörers ließ jegliches Verständnis für das eigentliche Thema vermissen, indem Kunst und Reklame ohne erkennbare Trennschärfe in einen Topf geworfen wurden. Luc Jochimsen griff die Frage mit großer Freude auf, um sich über die nicht sonderlich auffällige Werbung eines Edel-Designers zu mokieren und zum Verbot aufzurufen. Spätestens jetzt regte sich dann auch entschiedener Widerstand in Teilen des Publikums.

"Liebe Luc", meldete sich ein junger Genosse zu Wort, "das Wort Verbot in Bezug auf Kultur sollte gerade in unserer Partei tabu sein." Darauf hatte dann auch die frühere "Panorama"-Redakteurin nichts mehr zu erwidern, als sich in endlosen Statements über die herausragende Rolle ihrer Partei bei der Förderung von Kunst und Kultur zu ergehen.

Klaus-Peter Kaschke / 24.08.10 / TLZ

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